Veranstaltung: | Landesdelegiertenkonferenz MV 24.05.2025 (Güstrow) |
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Tagesordnungspunkt: | 7. Verschiedene Anträge |
Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | Landesdelegiertenkonferenz |
Beschlossen am: | 24.05.2025 |
Antragshistorie: | Version 9 |
Einsamkeit begegnen – Für ein Mecklenburg-Vorpommern der gelebten Gemeinschaft
Beschlusstext
Einsamkeit ist eine der unterschätzten sozialen Herausforderungen unserer Zeit –
auch und gerade in Mecklenburg-Vorpommern, wie in ganz Ostdeutschland. Besonders
ältere Menschen in ländlichen Räumen sowie Jugendliche und junge Erwachsene sind
betroffen.
Einsamkeit ist ein individuelles Schicksal. Darüber hinaus gehend ist sie eine
gesellschaftliche Herausforderung! Denn Einsamkeit beeinträchtigt nicht nur das
individuelle Wohlbefinden, sondern auch die öffentliche Gesundheit, den sozialen
Zusammenhalt und die wirtschaftliche Produktivität. Einsamkeit erhöht
nachweislich die Sterblichkeit. Sie ist ein Risikofaktor für psychische
Erkrankungen und kann sowohl Symptom als auch Ursache unterschiedlicher
Krankheitsbilder sein. Einsamkeit ist ein Türöffner für
Radikalisierungsprozesse.
Weil Einsamkeit in viele Lebensbereiche hineinwirkt, finden Maßnahmen gegen
Einsamkeit vielfältige Ansatzpunkte.
Als Bündnisgrüne setzen wir uns grundsätzlich für eine Politik ein, die
Einsamkeit entschlossen entgegenwirkt – für alle Generationen und alle Menschen.
Konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung von Einsamkeit bei Jung & Alt
- Begegnungsorte und zielgruppenspezifische Angebote fördern: Begegnungsorte
für alle Generationen sind stärker zu fördern. Wir fordern ein
Landesprogramm zur Förderung von Orten und Projekten, die Begegnung und
Teilhabe vielschichtig ermöglichen. Dazu zählen unter anderem
Mehrgenerationenhäuser, Nachbarschaftstreffs, Dorftreffs, Gemeinderäume,
kulturelle Projekten, Seniorenbesuchsdienste, altersgerechte Wohnformen
und mobile Begegnungsangebote in ländlichen Räumen.
- Junge Menschen stärken: Jugendzentren, kulturelle Projekte und
Jugendbeteiligung sollen finanziell und strukturell ausgebaut werden,
wichtig ist ein kostenfreier Zugang, ein hoher Grad an Selbstorganisation
sowie Vertrauen in Jugendliche und junge Menschen.
- Soziale Mobilität sichern: Einführung eines landesweiten Sozialtickets und
eines kostenfreien Jugendtickets bis zum 27 Lebensjahr für den ÖPNV,
Angebot von social Car Sharing für ländliche Regionen, sowie die
Fortführung des Ausbaus des Rufbus-Systemen gegen soziale Isolation
aufgrund von fehlender Mobilität.
- Digitale Teilhabe ermöglichen: Förderung von digitalen Kompetenzen durch
Nachbartreffs und Bildungsprogramme für ältere Menschen und konsequenter
Ausbau der digitalen Infrastruktur.
- Ausbau und Unterstützung ehrenamtlichen Engagements: Ehrenamtliches
Engagement kann individuelle Einsamkeit abbauen, wie auch präventive
Strukturen schaffen. Es wirkt demnach wechselseitig. Hierzu sollen die
Mitmachzentralen gestärkt und Anreizsysteme ausgebaut werden. Wir setzen
uns für die Stärkung von selbstorganisierten Bildungsangeboten ein.
- Einrichtungen staatlicher Stellen und Strategien - Einsamkeit sichtbar
machen: In einigen Ländern hat es sich bewährt, staatliche Stellen
einzurichten, die sich mit dem Thema Einsamkeit beschäftigen. Wir fordern,
dass auch das Land MV Strategien entwickelt, die sich der Prävention und
Bekämpfung von Einsamkeit widmen. Dabei ist die Vernetzung und
Zusammenarbeit von beispielsweise Ärzt*innen, Therapeut*innen,
medizinischen Versorgungszentren, Vereinen, Kultureinrichtungen etc.
anzustreben. Denkbar wäre eine „Soziale Verschreibung“ von kulturellen
Aktivitäten und Teilhabe.
Wir setzen uns für eine landesweite Erhebung zur Einsamkeit in MV sowie
für einen jährlichen Bericht zur sozialen Teilhabe ein.
Die Landesdelegiertenkonferenz möge beschließen, Einsamkeit als politisches
Thema
im Rahmen der Daseinsvorsorge und Gesundheitsversorgung anzuerkennen und die
genannten Maßnahmen in das landespolitisch-oppositionelle Handeln einzubinden
und bei zukünftiger politischer Arbeit zu berücksichtigen.