Dopplung/Redaktionell
Antrag: | Ostsee im Wandel: Lebensräume retten, Frieden sichern |
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Antragsteller*in: | Hannes Damm (KV Vorpommern-Greifswald) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | Gestern, 00:11 |
Antrag: | Ostsee im Wandel: Lebensräume retten, Frieden sichern |
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Antragsteller*in: | Hannes Damm (KV Vorpommern-Greifswald) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | Gestern, 00:11 |
Mehr als nur ein Meer: die Ostsee. Sie prägt unser Leben in Mecklenburg-
Vorpommern auf vielfältige Weise. Sie formt von jeher unsere Landschaft, liefert
Energie und Nahrung. Als Klimafaktor sorgt sie für angenehm kühle Sommer und
milde Winter. Doch sie ist noch viel mehr: Sie ist Lebensraum, Wirtschaftsraum
und Erholungsort. Mit ihrer Schönheit und Vielfalt zieht sie jedes Jahr
Millionen von Besuchern an – und macht Mecklenburg-Vorpommern auch 2024 erneut
zum beliebtesten Reiseziel in Deutschland [1]. Als sensibles ökologisches System
verdient die Ostsee unseren besonderen Schutz und verantwortungsvolles Handeln.
Denn Fakt ist: Die Ostsee steht unter Druck. Laut EU-Klimadienst Copernicus, war
2024 das heißeste Jahr in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen [2]. Während
sich die Weltmeere in den letzten 30 Jahren um 0,5 Grad erwärmten, stieg die
Temperatur der Ostsee überdurchschnittlich an – um etwa zwei Grad. Zusätzlich
belasten Emissionen aus Industrie und Schifffahrt sowie Nährstoffeinträge aus
der Landwirtschaft das fragile Ökosystem. Seit Jahrzehnten kämpft die Ostsee mit
Problemen wir Überdüngung, Vermüllung und gefährlichen Altlasten wie
Weltkriegsmunition – eine schleichende Bedrohung für Mensch und Natur.
Die Folgen sind längst spürbar: Der Meeresspiegel steigt, Sturmfluten nehmen zu,
maritime Lebensräume schwinden. Diese Entwicklungen bringen tiefgreifende Folgen
mit sich – vom Rückgang der Fischbestände bis hin zu verstärkter Küstenerosion.
Traditionelle Wirtschaftsbereiche, wie die Küstenfischerei und der Tourismus,
geraten zunehmend unter Druck. Gleichzeitig verschärfen sich die
sicherheitspolitischen Spannungen im Ostseeraum – was eine nachhaltige und
friedensorientierte Politik umso wichtiger macht. Insbesondere die zunehmenden
hybriden Bedrohungen durch Russland – wie z.B. die Durchfahrt von maroden
Tankern, die Beschädigung von Datenkabeln oder direkte militärische Präsenz -
machen deutlich, dass der Schutz kritischer Infrastrukturen und die
Verteidigungsfähigkeit der Küstenregion und des Ostseeraums zu einer Priorität
der Landes- und Bundespolitik werden müssen. .
Die Ostsee ist Natur-, Lebens- und Wirtschaftsraum. Ihr Schutz ist eine
Investition in unsere Zukunft - in Wohlstand, Sicherheit und Lebensqualität.
Deshalb setzen wir uns für einen ganzheitlichen Ansatz ein, der ökologische,
wirtschaftliche und sicherheitspolitische Perspektiven vereint. Für ein
klimaneutrales, lebenswertes und sicheres Mecklenburg-Vorpommern.
Als Küstenland trägt MV eine besondere Verantwortung. Es ist entscheidend, dem
menschengemachten Klimawandel entgegenzuwirken und gleichzeitig aktiv
Anpassungsmaßnahmen an seine Folgen zu gestalten. Wir sind überzeugt: Unsere
Region bietet große Chancen für eine nachhaltige Zukunft. Der Ausbau
erneuerbarer Energien, eine umweltfreundliche Wirtschaftspolitik und gezielter
Meeresschutz können Mecklenburg-Vorpommern zum Leuchtturm für nachhaltiges
Wirtschaften machen. Ein zentraler Hebel liegt in einer verstärkten europäischen
Zusammenarbeit – insbesondere im Rahmen der EU-Ostseestrategie sowie gemeinsamen
Forschungsaktivitäten im Ostseeraum. Zusammen mit unseren Nachbarn wollen wir
grenzüberschreitende Lösungen entwickeln: für Klimaschutz, maritime Sicherheit
und eine nachhaltige Nutzung der Ostsee. Mecklenburg-Vorpommern kann dabei als
Brückenbauerin und Modellregion eine führende Rolle übernehmen.
Als flaches Randmeer ist die Ostsee besonders anfällig für die Folgen der
Klimakrise. Steigende Wassertemperaturen, die Ausbreitung sauerstoffarmer Zonen
(„Todeszonen“) sowie der dramatische Rückgang der Dorsch- und Heringsbestände
zeigen, dass unsere Meeresumwelt unter gewaltigem Druck steht. Doch statt
entschlossen gegenzusteuern, gelangen weiterhin zu viele Nährstoffe in die
Ostsee – ein klarer Verstoß gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die EU-
Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) und den HELCOM-Aktionsplan (Baltic Sea
Action Plan). Allein aus Mecklenburg-Vorpommern gelangen jährlich rund 380
Tonnen Phosphor und 14.100 Tonnen Stickstoff in die Ostsee, überwiegend aus
landwirtschaftlichen Quellen [3]. Durch fortschreitende Korrosion treten bereits
heute giftige Sprengstoffverbindungen aus – mit zunehmender Gefahr für die
Meeresumwelt [4].
Meeresschutzgebiete sind unter diesen Bedingungen dringend notwendige
Rückzugsorte für bedrohte Arten und ein Schutzraum für deren Lebensräume. Etwa
45 Prozent der deutschen Meeresfläche in der Ostsee sind bereits als
Schutzgebiete ausgewiesen. Die Ausweisung von Gebieten allein bedeutet jedoch
nicht automatisch, dass diese auch umfassend und nachhaltig geschützt sind. So
gibt es zwar für eine Reihe von Meeresschutzgebieten Managementpläne, diese sind
aber teilweise unkonkret und lückenhaft - ein Zustand, der von Umweltverbänden,
Wissenschaftler*innen und EU-Institutionen immer wieder kritisiert wird. Diese
unklare Situation führt dazu, dass Schutzgebiete weiterhin intensiv
wirtschaftlich genutzt werden – etwa durch die Fischerei, die Schifffahrt oder
für den Abbau von Sand und Kies. Für wirksamen Schutz braucht es verbindlichere
Regeln, eine konsequente Überwachung und besser abgestimmte Maßnahmen – vor
allem zwischen Bund und Ländern. Die Einhaltung europäischer Vorgaben – von der
EU-Wasserrahmenrichtlinie über das Natura-2000-System bis zur EU-
Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie – muss auch auf Landesebene hohe Priorität
haben.
Um die Ostsee wirksamer zu schützen, fordern wir ein umfassendes Maßnahmenpaket.
Nährstoffeinträge begrenzen
Müllbelastung reduzieren
Munitionsaltlasten beseitigen
Schutzgebiete stärken
Der durch den Klimawandel bedingte Meeresspiegelanstieg stellt eine zunehmende
Herausforderung für die Küstenregionen entlang der Ostsee dar. Stärkere und
häufigere Sturmfluten sowie verstärkte Küstenerosion bedrohen sowohl Siedlungen,
Infrastruktur und landwirtschaftlich genutzten Flächen als auch wertvolle
Naturräume. Wellen, Brandung und Strömungen drängen die Küste kontinuierlich
zurück, sodass Gemeinden sich gleichermaßen vor Überflutung und Erosion schützen
müssen. Der größte Teil des Schutzes wird dabei durch Küstenschutzdünen, Deiche
und Buhnen geleistet. Zusätzlich sollen technische Verfahren wie Aufspülungen
oder Baggerungen verhindern, dass sich die Küstenmorphologie verändert. All
diese traditionellen Küstenschutzmaßnahmen sind sehr kostenintensiv und greifen
oft stark in die natürlichen Prozesse ein. Dabei geht es auch anders.
Seegraswiesen, renaturierte Feuchtgebiete und Dünen bieten vielfältige Vorteile:
Sie schützen die Küste, fördern die Biodiversität, binden CO2 und passen sich
dynamisch an veränderte Bedingungen an. Mecklenburg-Vorpommern hat mit seiner
langen Ostseeküste eine besondere Verantwortung, innovative und nachhaltige
Küstenschutzkonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Wichtig ist, dass die
Konzepte auf wissenschaftlich basierten Prognosen des Meeresspiegelanstiegs
aufbauen. So können sie auch als Modellprojekte für andere Küstenregionen dienen
und die Vorreiterrolle des Landes im Bereich des ökologischen Küstenschutzes
stärken.
Wir fordern die Entwicklung und Umsetzung eines umfassenden Maßnahmenpaketes zum
Schutz der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern:
Mecklenburg-Vorpommern hat das Potenzial, eine Vorreiterrolle bei der
Energiewende einzunehmen und bis spätestens 2035 klimaneutral zu werden. Dafür
müssen wir den bereits geplanten Ausbau erneuerbarer Energien massiv
vorantreiben und unnötige fossile Infrastruktur vermeiden. Offshore-Windenergie
ist besonders effizient, denn auf See weht der Wind beständiger und
durchschnittlich stärker als an Land. Auf Meeresflächen erzeugter Windstrom ist
also ein wichtiger Baustein, um eine nachhaltige Energieversorgung und damit die
deutschen Energie- und Klimaziele zu erreichen.
Wir fordern, Offshore-Windkraft zur zentralen Säule der Energiewende zu machen
Ergänzend soll eine grüne Wasserstoff-Infrastruktur aufgebaut werden
Die maritime Wirtschaft ist ein zentraler Wirtschaftszweig in Mecklenburg-
Vorpommern und insbesondere für den Bereich der erneuerbaren Energien auf
Wachstumskurs. Die Fischerei hingegen steht vor existenziellen
Herausforderungen. Der Klimawandel, Jahrzehnte der Überfischung und hohe
Nährstoffeinträge ließen die Bestände von Dorsch und Hering massiv einbrechen.
Gleichzeitig bieten nachhaltiger Tourismus, eine umweltfreundliche maritime
Wirtschaft und innovative Technologien große Chancen für die Zukunft.
Wir fordern eine nachhaltige Wirtschaft an der Ostsee.
Nachhaltige Seehäfen:
Zukunft der Werften – Nachhaltige Transformation statt Krise
Nachhaltiger Tourismus – Natur und Wirtschaft in Einklang bringen
Nachhaltige Fischerei und Schutz der Meeresressourcen:
Die geopolitischen Spannungen in der Ostseeregion nehmen zu. Der maritime Raum
Mecklenburg-Vorpommerns gerät stärker in den Fokus internationaler Akteure.
Insbesondere die russische Schattenflotte stand dabei zuletzt wiederholt im
Verdacht. Viele dieser Schiffe fahren unter wechselnden Flaggen, sind über
verschachtelte Konstrukte in Drittstaaten registriert und umgehen gezielt
Sanktionen. Sie nutzen Täuschungstaktiken wie das Abschalten von
Ortungssystemen, um ihre Herkunft und ihre Fracht zu verschleiern. So verlor der
Öltanker Eventin im Februar 2024 die Manövrierfähigkeit und drohte zu
havarieren. Kurz darauf kam es zu einem ähnlichen Notfall des Tankers Jazz, bei
dem Sabotage vermutet wird. Ende 2024 durchtrennte das Schiff Eagle S
Unterseekabel zwischen Estland und Finnland. All diese Vorfälle zeigen: Energie-
und Kommunikationsleitungen in der Ostsee geraten systematisch ins Visier - mit
weitreichenden Folgen. Stromverbindungen und Kommunikationskabel sind essenziell
für Versorgung, Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität. Hinzu kommt das
Umwelt- und Sicherheitsrisiko durch alte, schlecht gewartete Öltanker. Im
Havariefall drohen verheerende Folgen für Natur und Küstenregionen.
Vor diesem Hintergrund begrüßen und unterstützen wir den Aufbau der NATO Baltic
Task Force in Rostock und die enge Zusammenarbeit mit der NATO Mission Baltic
Sentry.
Doch wir wollen noch weitere Maßnahmen ergreifen, um den Frieden im Ostseeraum
zu sichern.
Katastrophenschutz ausbauen
Sicherheit im Ostseeraum stärken
Vorgehen gegen gezielte Sabotage
FAZIT
Klimaschutz und Sicherheit sind Gemeinschaftsaufgaben, die wir nur gemeinsam
bewältigen können. Mecklenburg-Vorpommern hat das Potenzial, Vorreiter beim
Schutz der Ostsee und auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft zu werden. Das
gelingt aber nur, wenn wir ökologische Verantwortung, wirtschaftliche Vernunft
und sicherheitspolitisches Denken miteinander verbinden – anstatt sie
gegeneinander auszuspielen. Eine gesunde Umwelt ist keine Nebensache, sie ist
die Grundlage für Wohlstand und soziale Stabilität. Die Ostsee zeigt uns, wie
alles zusammenhängt: Wo Natur geschützt wird, bleibt Lebensqualität erhalten. Wo
nachhaltige Energie erzeugt wird, wächst die Unabhängigkeit. Und wo wir
gemeinsam handeln, entstehen Zukunftsperspektiven für alle. Deshalb fordern wir,
jetzt mutig voranzugehen – für eine starke Region, eine gesunde Ostsee und ein
Leben in Sicherheit und Frieden.
Referenzen:
[1] 41. Deutsche Tourismusanalyse 2025, BAT-Stiftung für Zukunftsfragen.
[2] European State of the Climate 2024, Copernicus Climate Change Service (C3S)
and the World Meteorological Organization (WMO) and European Union, represented
by the European Centre for Medium‑Range Weather Forecasts (ECMWF), 2025.
https://climate.copernicus.eu/esotc/2024.
[3] Landesverordnung über besondere Anforderungen an die Düngung in belasteten
Gebieten (Düngelandesverordnung – DüLVO M-V), Anlage 1, 17. Januar 2023.
[4] Munitionsbelastung der deutschen Meeresgewässer – Bestandsaufnahme und
Empfehlungen (Stand 2011), Meeresumwelt Aktuell Nord- und Ostsee, 2011/3,
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Hamburg und Rostock 2011.
[6] https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/tanker-eventin-rechtsmittel-
100.html
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